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Kategorie: Nachtrag
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Huch, was ist denn hier passiert!?
Ich habe diesen Blog vor langer Zeit, kurz vor Beginn meines Studiums 2008 begonnen, als das Internet noch ein anderer Ort war. Viele meiner Mit-Kreativen hatten ihre eigenen Webseiten, freie Orte der Kreativität. Wir haben alle paar Tage oder auch mal alle Woche auf diesen Seiten vorbeigeschaut. Ab und zu mal einen Kommentar da gelassen, Inspiration gefunden. Uns gegenseitig verlinkt.
Irgendwann habe ich mich dann auf Instagram angemeldet. Und ab da fast nur noch dort gepostet. Der Algorithmus hat mich gekriegt. Blinki blinki, bunti bunti. Mehr Likes, mehr Input, mehr alles. Aber halt irgendwie auch mehr vom gleichen — Trends bringen mehr Reichweite, Klicks, Herzchen, und man ist doch auch schnell übersättigt. Und wenn dein eigenes Zeug dann nicht so aussieht wie die »erfolgreichen« Posts, fängt man unweigerlich an, sich selbst zu hinterfragen. Glücklich macht das auf jeden Fall nicht.
Und DEINS ist es schonmal gar nicht. Wenn der Zug weiterfährt, von Facebook zu Instagram zu TikTok zu wasweißichdennichbinzualtdafür, hast du dein Zeug auf dieser ollen Plattform liegen. Aber deine eigene Webseite kann mit dir weiterziehen, die bleibt deine. Ist doch irgendwie auch schön.
Darum werd ich jetzt mal versuchen, diese Seite wieder als Notizblock zu nutzen und als Einblick in mein Schaffen und all die coolen Projekte die ich und wir so machen wiederzubeleben. Und ich trage evtl das ein oder andere nach, das es über die letzten Jahre nur auf Insta geschafft hat.
Zurück zur Authentizität. Und dem Machen.
Let’s go!
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Lettering Style Challenge 2023
Was mal mit dem Inktober angefangen hat, ist mittlerweile zum Phänomen ausgewachsen, dass alle möglichen Creator und Kreative einen Schwung Prompts für jeden Tag des Monats Oktober heraus geben. Im Jahr 2023 habe ich bei der »Lettering Style Challenge« von Aurelie Maron mitgemacht. Jeden Tag gabs einen andere Lettering-Style als Vorgabe.
Hier sind meine Lieblings-Letterings, das meiste ist in Procreate entstanden, die 3D-Sachen im Nomad Sculpt.
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Beim nächsten Ton
Diese Geschichte habe ich letztens auf meiner Festplatte gefunden, ich hatte sie vor laaanger Zeit im Studium für den Text-Kurs beim großartigen Steffen Herbold geschrieben. Nicht unbedingt Pulitzerpreisverdächtig, aber doch ganz witzig…
Beim nächsten Ton…
„Beim nächsten Ton ist es siebzehn Uhr und dreiundvierzig Minuten.“ Doch noch bevor das Pfeifen ertönen konnte, hängte Fred den Hörer schnell wieder auf. Er liebte das Gefühl, im Ungewissen zu sein und verspürte eine diebische Freude über sein Tun.
Er ging zur Tür, zog sich die dünne Jacke über und verließ seine Wohnung. Durch das Treppenhausfenster, das auch schon sauberere Tage gesehen hatte, sah er das schmutzige Abendrot über der Stadt hängen. Er hopste langsam die Treppe hinab und trat auf die Straße. Samstags, wenn das Kaufhaus schon um 18 Uhr schloss, gab es den frischgepressten Multisaft manchmal für die Hälfte.
Zwar wusste er nicht, wann die nächste Straßenbahn in Richtung Innenstadt starten würde, aber er lief trotzdem los an die Haltestelle. Natürlich hätte er die 5 Minuten auch direkt laufen können (die Bahn brauchte für die zwei Stationen schließlich auch noch drei Minuten), aber er mochte das Ruckeln und Rattern der Tram. Als er um die Ecke bog, sah er die Straßenbahn auch schon in den Startlöchern stehen. Er zwang sich, nicht loszurennen und ging, innerlich fast zitternd, ruhigen Schrittes weiter zur Haltestelle.
Es fühlte sich an wie im Western: Keine Menschenseele auf der Straße, der Sekundenzeiger rückt seelenruhig voran. Er, Auge in Auge mit der Tram die jeden Moment losfahren würde. Noch zehn Schritte, die Tür ist noch auf. Noch sieben Schritte, er hört ein Piepsen. Noch drei Schritte, die Hydraulik zischt. Noch ein Schritt, die Tür schließt sich. Fred hastet nach vorne, schmeißt im letzten Moment seinen Fuß in die Tür und zieht seinen Körper mit einem Ächzen hinterher.
Die Bahn ist gut gefüllt, nur einige Plätze sind noch frei. Seine Augen suchen die Reihen ab, da fällt sein Blick auf einen freien Fensterplatz. Er will gerade einen Schritt gehen, als er von drei harschen Worten gestoppt wird: „Die Fahrscheine bitte!“. Schluck. Fred fängt hektisch an, in seinen Jackentaschen zu kramen. Er blickt den Kontrolleur mit großen Augen an und stammelt: „Hier muss er irgendwo sein, ich, ich habe doch eine Monatskarte!“ Der Kontrolleur nickt verständnisvoll und fordert mit einer sachten Kopfbewegung seinen Kollegen, der gerade den vorderen Zugteil kontrolliert, auf, nach hinten zu kommen und ihm Verstärkung zu leisten. Der große, betont unauffällig gekleidete Mann baut sich vor ihm auf und fragt ob er sich ausweisen könne. „Nein, äh, ja, also, äh, mit meiner Monatskarte! Hier muss sie irgendwo sein!“
Während sich hinter dem Rücken der Verkehrsbetriebslakaien übertrieben viele Fahrgäste sammelten, die scheinbar alle plötzlich beim nächsten Halt aussteigen wollten, schaute Fred die Kontrolleure resigniert an. Der kleinere der beiden bellte sie an: „So, wir steigen hier aus und lassen Ihre Personalien polizeilich feststellen.“ „Aber das ist doch nicht nötig, ich habe doch ein Ticket! Und außerdem will ich erst in der Stadtmitte raus!“
Die Bahn hielt und die Türen öffneten sich. Fred zog seine blitzende Monatskarte aus der Innentasche hervor und hielt sie triumphierend in die Höhe. Unter den ungläubigen Augen der Kontrolleure ergoss sich nun ein Schwall potentieller Schwarzfahrer auf den Gehweg. Fred zwinkerte noch einmal nach draußen und setzte den Weg zu seinem Fensterplatz fort.
Er malte sich die Säfte aus, die auf ihn warten würden wenn er es rechtzeitig schaffte. Erst konnte er sich nicht entscheiden, welchen er nehmen würde, aber dann war er sicher: den dritten von links. Wenn nur noch zwei Gläser übrig wären, hätte er eben Pech gehabt. Seine Fahrt war schon zu Ende, eine Durchsage verkündete die Haltestelle. Fred stieg aus und atmete tief durch. Da sprach ihn eine Frau an und fragte, ob er ihm die Uhrzeit sagen könne. Er zog mit einer ausladenden Geste seinen Ärmel zurück und sah auf sein blankes Handgelenk: „Nein, kann ich nicht!“













